Blinkist im Test – Erfahrungsbericht

Jahr für Jahr habe ich zum Jahreswechsel den Vorsatz „mehr Bücher lesen“. Und Jahr für Jahr halte ich ihn nicht ein. Meist ist die Anziehungskraft von Netflix, Spotify und YouTube größer als das obligatorische Buch auf meinem Nachtkästchen.

Das Problem ist dabei selten, dass mich die Büchern an sich nicht interessieren – vielmehr fange ich meist erwartungsvoll an und gebe dann oft vor Seite 100 wieder auf, weil die Texte es einfach nicht schaffen mich auf Dauer zu fesseln. Das mag zum einen daran liegen, dass manche Autoren wichtige Aussagen in ihren Büchern oft einfach paraphrasiert wiederholen um ihren Punkt auch wirklich klar zu machen (looking at you Stefanie Stahl mit „Das Kind in dir muss Heimat finden“) oder, und das ist viel wahrscheinlicher, weil ich durch das Internet meine Aufmerksamkeitsspanne irreparabel zerstört habe.

Woher auch immer es kommt, die Kernaussagen ganzer Sachbücher in nur 15 Minuten vorgelesen zu bekommen lässt bereits jetzt mein altes Studentenherz höher schlagen.

Ich lade mir deshalb die Blinkist App herunter und lege los.

Erster Eindruck


Begrüßt wird man von einem schlichten, weißen Screen mit Blinkist Logo. Ein paar Slides mit Erklärungen und die Möglichkeit sich zu registrieren oder einzuloggen. Ich registriere mich, was wie erwartet ausgesprochen einfach und unkompliziert mithilfe von Google Sign-In funktioniert (auch Facebook, Apple und die klassische Registrierung per E-Mail ist möglich).

Nach dem Login landet man fast direkt in einem Screen, der einem die Vorteile eines Jahresabos anpreist, mit dem Hinweis dass man die App für sieben Tage kostenlos testen kann – danach werden direkt 79,90€ abgezogen, sollte man nicht rechtzeitig kündigen. Auf den ersten Blick einzige andere Auswahlmöglichkeit ist die Anzeige der weiteren Abos was, neben dem Jahresabo, nur ein Monatsabo in Höhe von 12,90€/Monat umfasst. Also rund 50% teurer.

Verschwiegen wird an dieser Stelle leider das kostenlose Abo, bei dem man täglich eine von Blinkist ausgewählte Zusammenfassung anhören/lesen kann.

Um zu den Titeln zu kommen und den (kostenlosen) Service nutzen zu können muss der Screen über einen leider nicht intuitiven und ein wenig versteckten „Zurück“-Pfeil geschlossen werden.

Mir war das ganze für den ersten Moment echt ein wenig zu pushy und ich dachte Anfangs wirklich, dass ich nur die Auswahl zwischen Jahres- und Monatsabo habe.

Die Auswahl


Nachdem man es aber geschafft hat, erwartet einen eine schier endlose Auswahl an Titeln in deutscher und englischer Sprache. Von Spiegel-Bestsellern wie „Das Kind in dir muss Heimat finden“ (vielleicht schaffe ich es ja mit Blinkist es komplett zu “lesen”) zu internationalen Bestsellern wie „Sapiens“ von Yuval Noah Harari bis klassischen Werken wie „Die Traumdeutung“ von Sigmund Freud ist alles dabei.

Dabei finde ich mindestens jeden zweiten Titel spannend oder hatte mir sowieso bereits vorgenommen ihn zu lesen.

Kritisch hingegen sehe ich, dass Blinkist für fast alle seiner Vorschaubilder Stockfotos nimmt, was mir persönlich die Auswahl etwas schwieriger machte, da man natürlich auch einen starken Widererkennungswert mit Buchcovern hat. Titel alleine reichen da oft nicht aus, außer man weiß genau was man lesen/hören möchte.

Eine gewisse Komik hat es dann schon, wenn dich bei dem autobiografischen Buch „Born a Crime“ des südafrikanischen Comedians Trevor Noah dich nicht er selbst vom Cover ansieht, sondern eine wahllose andere männliche Person, versteckt in einem Gebüsch. Blinkist umgeht damit aber ganz galant das Urheberrecht.

Die Blinks

Nun aber zum spannenden Teil der Geschichte – den Zusammenfassungen.

Da ich mich noch für kein Abo entschieden hatte, bleibt mir nur die Möglichkeit das Buch des Tages zu hören. Heute ist es „Das geheime Band zwischen Mensch und Natur“ von Peter Wohlleben. Eigentlich nicht wirklich mein Thema, aber eine andere Wahl habe ich leider nicht.

Das 240 Seiten starke Buch wurde von Blinkist auf 15 Minuten Hör- bzw. Lesezeit zusammengefasst und in 10 gleiche Teile, sogenannte Blinks aufgeteilt.

Aufmerksam höre ich eine Viertelstunde lang einer sehr angenehmen Stimme zu wie sie mir die Zusammenfassung vorliest und fühle mich danach als ob ich echt etwas gelernt hätte. Bäume haben quasi sowas wie einen Herzschlag, der Mensch „sieht“ sogar durch seinen Tastsinn und ist evolutionär mit Feuer verbunden.

Den Informationsgehalt kann man sich ein wenig so vorstellen als ob man sich nach einem halben Jahr versucht an ein gelesenes Buch zu erinnern. Man weiß wahrscheinlich noch die wichtigen Eckdaten und Erkenntnisse, aber definitiv keine Details mehr.

Fazit


Blinkist der perfekte Begleiter für eine Generation mit zu wenig Zeit aber großem Wissensdurst. Inhalte werden kurz und prägnant dargestellt und bieten einem die Möglichkeit innerhalb kurzer Zeit grobe Zusammenhänge zu erfassen.

Eine komplette Lektüre eines Buches ersetzt der Service selbstverständlich nicht. Die Zusammenfassungen helfen aber hervorragend bei der Entscheidung ob man sich tiefer mit einem Thema beschäftigen möchte oder nicht.

Ich kann daher jedem empfehlen sich zumindest für Blinkist Basic anzumelden und es mal auszuprobieren.